Stadtpark als Sommerbühne

Musikschule eröffnet einen kleinen Konzertreigen am Murrhardter Feuersee. Auch wenn es im Unterricht immer noch heißt, sich auf die neue Situation einzustellen, so ist dies doch eine Chance für einen Motivationsschub und eine Begegnung mit Publikum.

Diese Aufnahme stammt aus Vor-Corona-Zeiten. Bei den Konzerten muss nun mehr Abstand eingehalten werden, der Stadtgarten bietet dazu reichlich Gelegenheit. Foto: Musikschule

Diese Aufnahme stammt aus Vor-Corona-Zeiten. Bei den Konzerten muss nun mehr Abstand eingehalten werden, der Stadtgarten bietet dazu reichlich Gelegenheit. Foto: Musikschule

Von Christine Schick

MURRHARDT. Eigentlich wäre der kommende Sonntag, 28. Juni, der Tag gewesen, an dem die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land zu ihrem Sommerfest mit Open-Air-Konzert, Bewirtung und einem Programmpaket im Kulturhaus Klosterhof, ihrem Stammsitz, eingeladen hätte. Aus dieser größeren Veranstaltung wird nun nichts.

Trotzdem haben Judith-Maria Matti und ihr Team nach einer Möglichkeit für die Schüler gesucht, wieder einmal aufzutreten. Die Begegnung mit einem Publikum, mit Zuhörern, ist für sie in der Musik und gerade für die Lernenden einfach zentral. Die Perspektive auf ein Konzert schaffe Motivation. Natürlich geht das vielen Vereinen so, und bei den engeren Partnern bekommt sie dies auch ganz explizit mit. Einen intensiven Austausch hat sie mit der Stadtkapelle und dem Musikverein Fornsbach durch die gemeinsamen Projekte – die beiden Bläserklassen in Kooperation mit der Hörschbachschule beziehungsweise Grundschule Fornsbach. Also haben sich die drei Vereine zusammengetan, um drei Konzerte mit Unterstützung der Stadt Murrhardt anzubieten. Der Titel: Musik im Park. Auch wenn der Auftrittsort – der Julius-Söhnle-Pavillon am Murrhardter Feuersee – abhängig von einem gut gelaunten Wettergott ist, so hat er doch eine überzeugend genussvolle Sommerkulisse auf seiner Seite. Die Akustik des muschelförmig gebauten Pavillons trägt auch dem etwas weiter entfernt sitzenden Besucher die Klänge noch zu.

„Wir freuen uns jetzt einfach auch, auf das Konzert hinarbeiten zu können“, sagt die Musikschulleiterin. Noch ist nicht alles wie vor Ausbruch der Pandemie und wird es vermutlich noch lange nicht sein, aber dies bedeutet eine neue Etappe. Nach der Schließung am 13. März und Umorientierung fürs Dozententeam auf einen digitalen Unterricht, begann Anfang Mai wieder eine schrittweise Öffnung. Der Unterricht für Streicher, Tasten-, Zupf- und Schlaginstrumente durfte wieder angeboten werden. Für die Musikschule, die in insgesamt neun Kommunen vor Ort präsent ist, stellte sich allerdings dann die Frage nach den räumlichen Möglichkeiten jenseits von Schulen und Kindergärten. „Die Bürgermeister haben uns da sehr engagiert unterstützt“, erzählt Judith-Maria Matti. In Murrhardt kann der Unterricht neben den eigenen Räumen beispielsweise auch in der Festhalle, in Sulzbach an der Murr im alten Schulhaus und in Großerlach im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden.

Unter strengen Auflagen können nach Himmelfahrt nun auch die Schüler wieder unterrichtet werden, die Blasinstrumente spielen. Die Gruppe darf fünf Personen nicht übersteigen, jeder braucht zehn Quadratmeter Platz und die Belüftung der Räume muss stimmen. Ganz praktisch heißt das, beispielsweise die Flötengruppe von sechs Kindern in zwei mal drei Schüler aufzuteilen.

Zum neuen Unterrichtsalltag gehört viel Logistik, weil die Familien auch schultechnisch flexibel sein müssen.

Da die Kinder und Jugendlichen aber auch in der Schule zu ganz anderen Zeiten als sonst unterrichtet werden, hat sich die Abstimmung mit den Familien zur logistischen Herausforderung entwickelt. Judith-Maria Matti gibt zu, dass das viel Fahren und einen großen Einsatz des Kollegiums bedeutet, gleichzeitig möchte sie die Eltern so gut wie möglich unterstützen. „Die Coronakrise hat uns ja alle unverschuldet getroffen“, sagt sie. Und die Freude über das Wiedersehen der Schüler sei deutlich zu spüren gewesen.

Zum neuen Unterrichtsalltag gehören die Abklärung der Hygienebedingungen genauso wie die Tatsache, dass das Vorspielen des Dozenten nur auf einem zweiten Instrument möglich ist. Bei der Geigenstunde ist das selbstverständlich, allerdings verfügt die Musikschule nicht in jedem Unterrichtsort über zwei Klaviere, sodass Judith-Maria Matti meist ihr E-Piano dabei hat. Die echten Sorgenkinder sind für die Musikschule aber die Bereiche, in denen in Gruppen gesungen wird. Zwar ist Einzelunterricht in dieser Hinsicht wieder möglich, aber der Seniorenchor Weitersingen muss weiterhin pausieren genauso wie die Stimmbildung der Zweitklässler in der Walterichschule oder das Gruppenangebot in der Grundschule Unterrot. Selbst wenn es irgendwann unter Berücksichtigung großer Abstände wieder möglich sein sollte, zusammen Lieder anzustimmen, ist dann das Problem: „Da kommt ja kein Chorfeeling auf. Profis sind das bei Proben ein Stück weit gewohnt, aber in einem Laienchor unterstützt man sich schon untereinander und sollte sich gegenseitig gut hören.“ Das gemeinsame Singen ist auch bei der musikalischen Früherziehung eigentlich ein ganz selbstverständlicher Bestandteil der Gruppen. Wie man hier vom noch digitalen Angebot allmählich zu einem Liveformat kommt, daran wird gerade getüftelt.

Vor diesem Hintergrund ist klar, dass die Musikschule schon rein von den Alltagsvoraussetzungen her nicht das Programm auf die Beine stellen kann, das ursprünglich einmal geplant war – wie der Auftritt eines Gitarrenprojektorchesters und eines generationsübergreifenden Chors. „Wir haben rumgefragt, wer gerade an welchen Stücken arbeitet und sich einen Auftritt vorstellen kann.“ So wird am kommenden Sonntag ein Querschnitt der Arbeit zu erleben sein: Auf dem Programm stehen Klavier- und Cellostücke, außerdem treten die Paganinos, das Streicher-Nachwuchsensemble der Musikschule, eine Bläsergruppe sowie Gitarren- und Blockflötenschüler auf.

Auch wenn der Bereich vor dem Pavillon mit Flatterband abgesperrt sein wird und die Veranstalter die Einhaltung der Regeln im Blick haben (müssen), geht Judith-Maria Matti davon aus, dass die Umgebung zu einem lockeren Genuss des einstündigen Konzerts verhilft. Für die Musikschule genauso wie für die Stadtkapelle und den Musikverein Fornsbach sind die Konzerte ein Stück weit die Möglichkeit, im übertragenen Sinne zu sagen: „Wir sind wieder da und setzen ein kleines Zeichen.“

Drei Konzerte am Julius-Söhnle-Musikpavillon

Nachdem die Stadt Murrhardt nach den Lockerungen der Coronaverordnung zwischenzeitlich die Städtische Kunstsammlung wieder geöffnet hat, sind jetzt erste musikalische Veranstaltungen geplant. Für diese ersten Schritte unter neuen Bedingungen eignet sich der wunderschöne Julius-Söhnle-Musikpavillon im oberen Stadtgarten hervorragend, wie die Stadt in einer Pressenotiz schreibt. Dort kann quasi im Freien und selbstverständlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygienebestimmungen musiziert werden.

Den Reigen eröffnet die Musikschule Schwäbischer Wald /Limpurger Land am kommenden Sonntag, 28. Juni, um 14 Uhr. Solisten und Ensembles gestalten ein abwechslungsreiches Programm.

Am Freitag, 17. Juli, gibt es dann um 19.30 Uhr einen unterhaltsamen Auftritt des Musikvereins Fornsbach 1971 ebenfalls mit einem bunten Programm mit der Stammkapelle.

Die dritte Veranstaltung wird vom Musikverein Stadtkapelle 1876 am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr bestritten. Die Stadtkapelle wird mit allen drei Ensembles vertreten sein. So erwartet den Zuhörer ein vielseitiges Programm von den Hitkids, der Jugendstadtkapelle und dem Blasorchester.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Akteure freuen sich aber sicherlich über Spenden. Es wird auf jeden Fall eine Zahl von coronagerechten Sitzplätzen geben, so die Stadtverwaltung Murrhardt. Selbstverständlich sind aber auch im Stadtgarten flanierende Spaziergänger herzlich willkommen. Mitglieder der verschiedenen Ensembles werden die Plätze entsprechend zuweisen und auf das Abstandsgebot achten. Die einzelnen Veranstaltungen dauern jeweils etwa eine Stunde.

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Erstellt:
24. Juni 2020, 06:00 Uhr

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