Übungen sind zurzeit keine Option

Für die Freiwillige Feuerwehr Murrhardt muss der Einsatzalltag einerseits einfach weitergehen, andererseits sind die Bedingungen schwieriger geworden. In einem Jahresbericht informiert die Truppe übers vergangene Jahr, Aktuelles und spezifische Situationen.

Der Brand in einem Kirchenkirnberger Einfamilienhaus im Dezember zählte zu den größeren Einsätzen des vergangenen Jahres. Die Drehleiter wurde gebraucht, deshalb war die Fahrbahn einige Zeit gesperrt, und es wurde eine Umleitungsstrecke eingerichtet. Archivfoto: 7aktuell.de/Adomat

© 7aktuell.de/Simon Adomat

Der Brand in einem Kirchenkirnberger Einfamilienhaus im Dezember zählte zu den größeren Einsätzen des vergangenen Jahres. Die Drehleiter wurde gebraucht, deshalb war die Fahrbahn einige Zeit gesperrt, und es wurde eine Umleitungsstrecke eingerichtet. Archivfoto: 7aktuell.de/Adomat

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. „Corona hat uns einen mächtigen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Stefan Krehan, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Murrhardt. So hat die Pandemie auch die Arbeit der Feuerwehr im vergangenen Jahr geprägt und beeinträchtigt. Während des ersten Lockdowns von März bis Juni sowie ab Ende Oktober konnten die Aktiven keine Übungen abhalten. Auch die für 22. Januar 2021 geplante Hauptversammlung in der Festhalle war wegen der weiter geltenden Beschränkungen nicht möglich. Doch trotz aller Schwierigkeiten habe die Feuerwehr „vieles richtig gemacht“ und sei „zum größten Teil von der Pandemie verschont geblieben“, so Krehans Fazit.

Bei der Hauptversammlung sollten auch der Kommandant und sein Stellvertreter Marc Schmid (wieder-)gewählt werden, die diese Ämter für die gesamte Feuerwehr und die Abteilung Stadt innehaben. Laut der noch geltenden Feuerwehrsatzung (wird neu gefasst, um die Option der Briefwahl mitaufzunehmen) kann eine Wahl aber nur bei der Hauptversammlung erfolgen, darum führen Krehan und Schmid ihre Ämter nun gemäß Feuerwehrgesetz und -satzung weiter. Um transparent über alle Aktivitäten in 2020 zu informieren, „haben wir uns dazu entschlossen, den Jahresbericht der Feuerwehr analog zum Hauptversammlungsbericht in Papierform zu veröffentlichen,“ erklärt Krehan.

Darin gibt der Kommandant einen Überblick über die Einsätze (Statistik siehe Infokasten). Unter anderem war im Januar ein gefährlicher Dachstuhlbrand in der eng bebauten Oberen Schulgasse zu löschen, Ende Dezember ein Wohnhausbrand in Kirchenkirnberg. Im Februar waren Sturmschäden zu beseitigen, wie auf Straßen gestürzte Bäume. Im Mai retteten die Kameraden zwei Personen in der Hörschbachschlucht, was ob des unwegsamen Geländes schwierig und zeitaufwendig war, Ende Juni pumpten sie Wassereinbrüche nach Starkregen aus.

Die 33 Aktiven der Abteilung Fornsbach rückten 2020 laut Abteilungskommandant Harald Wurst zu 19 Einsätzen aus, absolvierten 18 Übungen und leisteten 306 Dienststunden. Die 23 Aktiven der Abteilung Kirchenkirnberg um Abteilungskommandant Holger Traub hatten sechs Einsätze, zehn Übungen und leisteten 299 Dienststunden.

Corona beeinträchtigte auch die Aktivitäten des Nachwuchses. Die in zwei Gruppen aufgeteilte Jugendfeuerwehr zählte 51 Jugendliche, 9 Mädchen und 42 Jungen. Mit sechs Betreuern absolvierten sie pro Gruppe vier Übungen zu Löschangriffen, Fahrzeugkunde und Funkverkehr, so Jugendfeuerwehrwart Max Wieland.

Zur Kindergruppe „Löschkids“, die Tina Schuster leitet, gehörten ein Mädchen und zehn Jungen zwischen sechs und zehn Jahren. In drei Gruppenstunden spielten und bastelten sie und unternahmen einen Ausflug, zudem machten sie beim Nachtumzug der Murreder Henderwäldler mit. Ebenso eingeschränkt waren die Aktivitäten der 37 Mitglieder der Altersabteilung um Obmann Werner Oppenländer. Wegen der ausgefallenen Einnahmen der Feuerwehrfeste, die nicht stattfinden konnten, klaffen nun in der Kameradschaftskasse große Löcher, stellen die Schriftführer und Kassiere Daniel Eisenmann für die Abteilung Stadt, Edith Heinz für die Abteilung Fornsbach und Sven Wohlfarth für die Abteilung Kirchenkirnberg fest.

„Wenn es gilt, ist unsere Feuerwehr schlagkräftig im Einsatz“, hebt Bürgermeister Armin Mößner in seinem Grußwort hervor. Dabei ist die Arbeit der Feuerwehr wegen Corona ebenfalls erschwert: Übungsabende können nur mit Hygienekonzept und in Kleingruppen stattfinden, bei Einsätzen sind Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen, kameradschaftliche Aktivitäten und Feste momentan nicht möglich. Mößner spricht allen Feuerwehrleuten Anerkennung und Dank für ihren Dienst aus: Sie sind „unverzichtbarer und wertvoller Bestandteil unseres Gemeinwesens. Wenn in der Stadt etwas passiert, sind sie zur Stelle, helfen tatkräftig und mit vollem Engagement. Mit Einsatzfreude, Mut und feuerwehrtechnischem Wissen“ setzen sie sich „365 Tage im Jahr in 24-Stunden-Rufbereitschaft für ihre Mitmenschen ein“.

Das Feuerwehrgerätehaus in Kirchenkirnberg soll saniert und erweitert werden.

Die technische und räumliche Ausstattung sowie die Ausbildung der Feuerwehr sollten auf gutem Niveau bleiben, was Stadtverwaltung und Gemeinderat unterstützen, betont Mößner. 2020 baute man den Mannschaftstransportwagen der Abteilung Stadt zum Einsatzleitwagen um, der sich bereits als Kommunikations- und Schaltzentrale der Einsatzleitung bewährt hat. Für die Umstellung auf Digitalfunk sind die technischen Geräte beschafft und in Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser installiert, die Umsetzung hängt nun vom Land ab. Damit sollten auch die Funkprobleme rund ums Fornsbacher Feuerwehrgerätehaus gelöst sein.

Im Finanzhaushalt 2021 sind Mittel für die Erweiterung des Kirchenkirnberger Feuerwehrgerätehauses veranschlagt: Neben der Dachsanierung soll ein Anbau erfolgen, um einen Mannschaftstransportwagen zu stationieren und den heutigen Anforderungen an die Einsatzhygiene gerecht zu werden. Dazu soll die Abteilung Kirchenkirnberg einen Schulungs- und Begegnungsraum erhalten. Und laut Feuerwehrbedarfsplan soll heuer das 2015 gebraucht erworbene Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20 der Abteilung Stadt durch ein gleichwertiges Neufahrzeug ersetzt werden, blickt der Rathauschef voraus.

Die freiwillige Feuerwehr ist 126-mal ausgerückt

Im Jahr 2020 hatte die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Murrhardt 126 Einsätze, 2019 waren es 102 (im Folgenden in Klammer vermerkt), also 24 mehr als im Vorjahr. Die Aktiven leisteten dabei 2980 Dienststunden und retteten 21 Personen, niemand kam ums Leben.

Die Einsatzkräfte löschten zwei Großbrände (einen), drei Mittelbrände wie im Vorjahr sowie zwölf Kleinbrände (23). Hinzu kamen 74 technische Hilfeleistungen (44), 14 Alarme durch Brandmeldeanlagen (19), acht Tier- und Insekteneinsätze (4), fünf sonstige (8) sowie acht Überlandhilfen (2).

Zum Jahresende 2020 betrug die Personalstärke 157 aktive FFW-Mitglieder, davon 55 in der Abteilung Stadt.

Die Ehrungen und Beförderungen erfolgen zeitnah zu den Übungen. Das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold für 40 Jahre Dienst erhalten Gregor Eltschkner und Walter Wolf, das Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre Einsatz Gerd Krauss, Stefan Krehan, Ingo Schock und Markus Schieber sowie das Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre aktiven Feuerwehrdienst Axel Worlitz, Edith Heinz und Andreas Kugler.

Die Beförderungen: Feuerwehrmann auf Probe werden Maximilian Hiesch, Quirin Taxis und Jan Michael Pusch, Feuerwehrmann Pascal Wohlfarth, Kevin Britsch, Robin Joos und Markus Scheib, Oberfeuerwehrmann Marius Bay, Daniel Strouhal und Lenny Stütz, Hauptfeuerwehrmann Stefan Hörmann, Rafael Haslinger, Niklas Eilers und Tobias Bauer, Oberbrandmeister Alexander Scholl und Werner Joos sowie Hauptbrandmeister Stefan Krehan.

Die Feuerwehr verlassen hat Helmut Noller, neu eingetreten sind Pascal Wohlfarth und Jan Michael Pusch.

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Erstellt:
16. Februar 2021, 06:00 Uhr

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