Unterstützung für die Hospizarbeit in Coronazeiten

Dagmar Reuß hat mit einer zweiten Nähaktion Spenden für Sternentraum gesammelt und mit Bekannten auf 1500 Euro aufgestockt.

Dagmar Reuß (links) überbringt den Scheck. Jürgen Müller vom Vorstand (rechts) und die leitende Sozialpädagogin Kirsten Allgayer können sich über eine Spende von 1500 Euro freuen. Foto: privat

Dagmar Reuß (links) überbringt den Scheck. Jürgen Müller vom Vorstand (rechts) und die leitende Sozialpädagogin Kirsten Allgayer können sich über eine Spende von 1500 Euro freuen. Foto: privat

MURRHARDT (cs/pm). Dagmar Reuß aus Murrhardt hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass sich aus ihrer zunächst spontanen Aktion ein größeres Projekt entwickeln würde, das nun sogar noch eine weitere Fortsetzung findet. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatte sie zunächst für ihren Mann und sich Alltagsstoffmasken nach vietnamesischem Schnittmuster genäht. Angesprochen auf die gut sitzenden Modelle stellte sie einige für Gastronomen in ihrem direkten Umfeld her und entschloss sich dann, auch möglichst viele Einzelhändler in der Stadt in dieser Form zu unterstützen (wir berichteten). Bei den abendlichen Sessions an der Nähmaschine sind 100 Masken entstanden, die sie den Händlern und deren Mitarbeitern gespendet hat. Sie möchte so auch ihre Wertschätzung dem lokalen Handel gegenüber ausdrücken, der mit der Coronakrise kämpft.

Durch die Aktion wurde Dagmar Reuß immer wieder angesprochen, ob man die Masken nicht auch bei ihr kaufen könne, berichtet sie. Ein weiteres Erlebnis gab dann den Ausschlag, ein zweites Nähprojekt in Angriff zu nehmen. Mit ihrem Mann Eugen besuchte sie ein Hospizseminar in Bietigheim. „Es entstand die Idee, in unserer Umgebung nach einer vergleichbaren Einrichtung zu suchen, um diese zu unterstützen. So sind wir auf den Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum aufmerksam geworden“, so Dagmar Reuß. Gespräche mit Bekannten bestärkten sie, und sie legte los. Mit großer Freude nähte Dagmar Reuß nicht nur Mund- und Nasen-Schutz-Masken, sondern strickte Socken, um beides zum Verkauf anzubieten, mit dem Ziel die Einnahmen später an Sternentraum spenden zu können. „Wir waren selbst überrascht, welch großartigen Anklang die Aktion fand. Kaum war die Nähmaschine weggepackt, kamen weitere Anfragen“, berichtet sie. So konnten sie in den letzten Monaten über 100 Masken verkaufen, zudem fanden die selbst gestrickten Socken ihre Besitzer. „Wir konnten es selbst kaum glauben. Es kamen 800 Euro zusammen, hinzu kamen Geldspenden von liebevollen Menschen, denen dieses Thema ebenso am Herzen lag.“ Insgesamt hat Dagmar Reuß nun 1500 Euro zusammengetragen, die sie an Sternentraum überwiesen hat. Das Geld ermöglicht Hard- und Softwareanschaffungen, damit die Betreuung und Unterstützung sowie das Wirken der ehrenamtlichen Begleiter weiterhin erfolgen kann.

Jürgen Müller, Stiftungsvorstand bei Sternentraum, der die Spende mit Kirsten Allgayer, leitende Diplom-Sozialpädagogin des Kinder- und Jugendhospizdiensts mit Sitz in Backnang, entgegengenommen hat, beschreibt die Arbeit wie folgt: Der Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum begleitet im Rems-Murr-Kreis Familien, in denen lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche leben, ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung bis über das Sterben und den Tod hinaus. Zurzeit sind 36 ehrenamtliche Begleiter im Einsatz (32 Frauen und 4 Männer), die Jüngste ist 21 Jahre, die Älteste 71 Jahre, wie Kirsten Allgayer erläutert. Sie arbeiten zwei bis vier Stunden in der Woche. Nach Erfahrungen der Vorjahre belaufen sich die Einsätze auf insgesamt ungefähr 4000 Stunden (Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor) – Tendenz steigend.

Bedingt durch die Pandemie und die aktuellen Coronaverordnungen, die sich beispielsweise in den Abstandsregelungen oder der erlaubten Anzahl bei Treffen von Familienmitgliedern und ehrenamtlichen Begleitern niederschlagen, muss sich auch Sternentraum in seiner Arbeit der Lage anpassen. Beispielsweise können aktuell die Bastelkurse nicht mehr in gewohnter Weise angeboten werden, für die nun die Materialien plus Anleitung per Post verschickt werden. Verstärkt zum Einsatz kommen zudem Telefon, E-Mail und Videokonferenzen, um die Betroffenen bestmöglich zu erreichen und zu begleiten. So ist die Spende gerade für diesen Bereich sehr willkommen – zur besagten Aufrüstung der EDV und PCs sowie für die gestiegenen Portokosten für die Materialzusendungen.

Weitere Infos zu Sternentraum finden sich im Internet unter der Adresse www.kinderundjugendhospizdienst.de.

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Erstellt:
19. Januar 2021, 06:00 Uhr

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