Vielseitiger Generalist

Urzeit-Hai Megalodon verspeiste auch kleinere Fische

Der Megalodon war ein Gigant. Doch zu seiner Beute zählte wohl nicht nur Großwild. Das zeigt ein bestimmtes Element in seinen gewaltigen Beißerchen.

Der riesige Ur-Hai war offenbar deutlich schlanker und möglicherweise auch länger als bisher angenommen.

© Imago/Zoonar

Der riesige Ur-Hai war offenbar deutlich schlanker und möglicherweise auch länger als bisher angenommen.

Von Markus Brauer/dpa

Wer bis dato noch nicht wusste, was ein Megalodon ist, weiß es spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Meg“ aus dem Jahr 2018 und der Fortsetzung „Meg 2: Die Tiefe“ von 2023 – vorausgesetzt, man steht auf etwas abstruse Actionfilme.

Gegenüber Megalodon ist der Weiße Hai ein Zwerg

Vor Millionen von Jahren war er der Spitzenräuber in den Meeren: Der Riesenhai Megalodon – Otodus megalodon. Die größte lebende Hai-Art, der Weiße Hai, ist im Vergleich zu dem Urmeer-Räuber fast schon ein Zwerg.

Der riesige Ur-Hai war offenbar deutlich schlanker und möglicherweise auch länger als bisher angenommen. In der Vergangenheit war oft der Weiße Hai als Modell für das Aussehen des Megalodon genutzt worden. Neue Analysen zeigten aber, dass der Ur-Hai wohl gar nicht so rundlich und stämmig war wie sein moderner Verwandter.

Auf unterschiedliche Beute spezialisiert

Der riesige Urzeit-Hai Megalodon hat einer neuen Analyse zufolge keineswegs nur Meeresgetier aus der Spitze der Nahrungskette verschlungen.

Der größte Raubfisch der Erdgeschichte habe wahrscheinlich eine große Bandbreite an Beutetieren gehabt, berichtet ein Forschungsteam um Jeremy McCormack von der Goethe-Universität Frankfurt. Zudem waren unterschiedliche Populationen der Riesenhaie mit dem Fachnamen Otodus megalodon wohl auf unterschiedliche Beute spezialisiert.

Die typische Nahrung waren demnach wohl keineswegs vor allem große Wale, wie bisher angenommen wurde, sondern verschiedene zwei bis acht Meter große marine Säugetiere. „Es ist unwahrscheinlich, dass Megalodon viel kleinere Beute aktiv gejagt hat“, erklärte McCormack. Wie groß die typische Beute im Einzelfall war, hänge vermutlich auch davon ab, ob es sich um ein Megalodon-Junges oder ein gut 20 Meter langes ausgewachsenes Tier handelte.

Substanz im Zahn als Tippgeber

Das Team hatte Zähne der ausgestorbenen Haiart untersucht – speziell das Element Zink darin. Zink wird mit der Nahrung aufgenommen und im Körper gespeichert. Das Spurenelement tritt in verschieden schweren Atomvarianten (Isotopen) auf.

Das leichtere Zink-64 wird im Gewebe mehr eingespeichert als das schwere Zink-66. Fisch fressende Fische bekommen in der Folge weniger Zink-66 zum Einbauen, und wer wiederum sie als Beute erlegt, baut noch weniger davon ein.

Tiere auf oberen Stufen der Nahrungskette haben also besonders wenig Zink-66 im Gewebe. Otodus megalodon und sein enger Verwandter Otodus chubutensis hatten an der Spitze der Kette das niedrigste Verhältnis von Zink-66 zu Zink-64, wie die Forscher erläutern.

Beim Vergleich der Zähne verschiedener prähistorischer und heutiger Hai-Arten ließ sich aus dem Zink-Isotopen-Verhältnis ableiten, dass wahrscheinlich nicht nur große Wale und andere Meeresriesen Megalodon-Beute waren, sondern auch kleinere Tiere.

Wenn nichts Besseres da war, nahm Megalodon auch Kleingetier

„Megalodon war durchaus flexibel genug, um sich von Meeressäugern und großen Fischen zu ernähren – je nach Verfügbarkeit sowohl von der Spitze der Nahrungspyramide als auch von den unteren Stufen“, resümiert McCormack die Hinweise. Die Vorstellung von einer strikt spezialisierten Ernährungsweise müsse wohl revidiert werden. „Unsere Untersuchung zeichnet von Megalodon eher das Bild eines ökologisch vielseitigen Generalisten.“

Der Megalodon war ein Gigant. Nach kürzlich vorgestellten Ergebnissen konnte er gut 24 Meter lang werden, etwa sechsmal so lang wie ein Weißer Hai im Mittel. Seine Größe entspräche damit etwa der eines Blauwals, und mit einem geschätzten Gewicht von knapp 100 Tonnen wäre er auch annähernd so schwer.

„Gewaltig wie seine Dimensionen war wohl sein Kalorienbedarf“, heißt es seitens der Universität. „Schätzungen zufolge benötigte er rund 100.000 Kilokalorien pro Tag.“

An einem wirklich guten Fund mangelt es noch

Von der Art, die vor rund 15 bis 3,6 Millionen Jahren lebte und die fast weltweit in den Meeren verbreitet war, wurden bislang allerdings keine vollständigen Skelette gefunden, sondern vor allem einzelne riesige Zähne und Wirbel. Für die Bestimmung von Größe und Form sind Wissenschaftler daher auf Schätzungen angewiesen.

Vom Megalodon, der vor 3,6 Millionen Jahren ausgestorben ist, sind bislang vor allem riesige Zähne und einige Wirbel entdeckt worden. Nicht einmal eine komplette Wirbelsäule ist eines Megalodon bekannt.

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Erstellt:
26. Mai 2025, 14:14 Uhr

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