Viola Brand und ihr Wahnsinn mit der NBA

Von Uwe Flegel

30 Teams, gut 8 Milliarden Euro Umsatz sowie ein Mix aus viel spektakulärem Sport und nicht zu wenig Show. Selbst im weltweiten Sport gehört die NBA zu den größten Ereignissen. Für so ziemlich jeden kleinen und großen Basketballer, ist die nordamerikanische Liga das Ziel aller Träume. Für Viola Brand ist es schlichtweg „Wahnsinn, dass ich da auftreten darf, und das in einer Sportart, die eigentlich keiner kennt“. Trotzdem ist die dreimalige Kunstrad-Vize-Weltmeisterin seit dieser Saison unter anderem bei den Heimspielen des viermaligen NBA-Champions Golden State Warriors mit ihrem Kunstrad fester Bestandteil der virtuellen Halbzeitschau. Wenn Superstars wie der sechsmalige Allstar sowie zweimalige beste Spieler der gesamten NBA Stephen Curry Pause machen, dann ist die gebürtige Backnangerin auf ihrem Drahtesel am Ball. Derzeit aufgrund der Corona-Pandemie nur per Video, wenn „dieses oder nächstes Jahr wieder Zuschauer zugelassen sind, dann trete ich bei den NBA-Spielen auch live auf“.

Rund ein Jahr ist es her, als die Sportlerin vom RSV Unterweissach ihren Rücktritt erklärte. Mit 25 Jahren verabschiedete sich die junge Frau, die sich unter anderem als Deutsche Meisterin, als Europameisterin und als mehrmalige WM-Zweite reichlich sportliche Meriten verdient hatte, von der Wettkampfbühne. Ihr Kunstrad stellte sie jedoch nicht in die Ecke. Wie schon zuvor in ihrer aktiven Karriere fährt sie parallel zu ihrem Masterstudium der Ernährungsmedizin damit weiterhin Schauvorführungen, ist auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, Facebook und ihrem eigenen Youtube-Kanal als Kunstradfahrerin aktiv.

In den Clips fährt sie im Handstand oder stehend auf dem Kunstrad zum Beispiel in Stuttgart über die Königstraße und in den edlen Räumen des Hohenheimer Schlosses. Das kommt so gut an, dass die RSV-Sportlerin bekanntlich sogar in die Ellen-Show der US-amerikanischen Talkmasterin Ellen DeGeneres eingeladen wurde und mit einem 10 000- Dollar-Scheck wieder raus kam. Zudem nutzte sie die drei Tage in den USA, um in Los Angeles in einem anderen Fernsehsender aufzutreten. In der Show „tengo Talento, mucho Talente“, einer Art RTL-Supertalent für spanisch sprechende Menschen, hinterließ Brand die Jury staunend und mit offenen Mündern. So wie hierzulande einst Dieter Bohlen.

Waren das alles für eine Kunstradfahrerin bereits viel beachtete und erstaunliche Erfolge, so sind die Auftritte in einer der drei Topligen der Sportwelt eine ganz andere Nummer. Die Zeiten, in denen Brands Unternehmungen, ihre Sportart mithilfe von Social-Media und öffentlichen Schaufahren bekannter zu machen, von manchem in der Kunstradszene, belächelt und gar misstrauisch beäugt wurden, haben sich spätestens mit dem Vertrag mit der NBA erledigt.

Viola Brand hat das ohnehin nicht arg beeindruckt. Sie ist sehr ehrgeizig, wenn sie ein Ziel im Blick hat. Dafür ist sie bereit, viel Zeit und Kraft zu investieren. Auch nach dem Abtritt von der Wettkampfbühne. Zwar setzt sie sich mittlerweile nicht mehr täglich, sondern nur noch einmal pro Woche aufs Rad. Hinzu kommen aber Dinge wie Laufen, Fitness- und Kräftigungsübungen. „Viermal pro Woche mache ich Sport“, sagt die 26-Jährige und fügt an: „Wenn Schaufahren wieder möglich sind, muss ich wieder etwas mehr machen.“ Also nach der Corona-Zeit, „für die ich bereits einige Anfragen habe“. Wobei es ihr auch ohne die öffentlichen Auftritte nicht langweilig wird. Schließlich gibt es ja noch das Studium, in dem sie gerade ihre Masterarbeit schreibt. Was danach kommt, das ist noch offen. Denn einerseits sind da ihr Aktivitäten auf dem Rad und als sogenannte Influencerin, mit denen sie durchaus ordentlich Geld verdient. Andererseits ist völlig unklar, ob sie damit auf Dauer ihr Auskommen sichern kann, leistet die Unterweissacherin auf diesem Gebiet doch echte Pionierarbeit. Der Eintritt in die Welt der mit Abstand besten und spektakulärsten Basketball-Liga, ist dabei der nächste große Schritt. Für eine Kunstradsportlerin ist dieser Erfolg ohnehin der pure Wahnsinn.