Voll aufs Landesnarrentreffen fokussiert

Murreder Henderwäldler bereiten sich auf Großevent Ende Januar in Murrhardt vor – Häsabstauben flankiert von Einsatzplanung

Am Dreikönigstag fällt der Startschuss für die Narren: Sie holen ihr Häs – Masken, Gewand und was bei der jeweiligen Zunft noch dazugehört – aus Truhen und Schränken, lassen es begutachten und läuten so die Saison ein. Bei den Murreder Henderwäldlern steht dieses Jahr aber unter einem besonderen Stern. Sie sind die Ausrichter des Landesnarrentreffens am Wochenende, 25./26. Januar, in der Walterichstadt.

Narrenvater Helmut Weisheit begutachtet die Sonderzeitung zum Landesnarrentreffen.

© Jörg Fiedler

Narrenvater Helmut Weisheit begutachtet die Sonderzeitung zum Landesnarrentreffen.

Von Christine Schick



MURRHARDT. Beim Häsabstauben, besagter Begutachtung von Maske und Gewand, in der Murrhardter Festhalle werden die Mitglieder der Murreder Henderwäldler aufs bevorstehende Ereignis eingestimmt. Das große Banner, das später über dem Zirkuszelt auf dem Stadthallenparkplatz als eine der Stationen des Treffens angebracht wird, hängt über der Balustrade, gegenüber finden sich die großen Porträts der Einzelfiguren inklusive Stadtkulisse, die Bühnenbildnerin Ulrike Reinhard geschaffen hat.

Wasserfratzen und Feuerbarthl säumen die Tischreihen, als Nachtwächter Christian Schweizer, gefolgt von verhülltem Nachtkrabb, Hotz und Hexenturmweible, sich bei stimmungsvoller Musik durch die abgedunkelte Halle zur Bühne aufmacht. Nachdem die drei Einzelfiguren der Murreder Henderwäldler dort ihre Kutte mit ihrem individuellen Häs getauscht haben, ist auch der Startschuss für die Saison gefallen und wird mit dem Narrenruf bekräftigt.

2020 hat es für die Henderwäldler in sich. Neben der gewohnten Fasnetskampagne mit Rathaussturm, Narrentaufe über den Nachtumzug bis hin zur Kinderfasnet und Auftritten bei befreundeten Vereinen empfängt die Murrhardter Zunft im Schulterschluss mit der Stadt dieses Jahr im großen Stil beim Landesnarrentreffen. Zum Nachtumzug am 22. Februar haben sich bereits über 40 Gruppen angemeldet, die genauen Helfereinsätze werden aber erst nach dem 25./26. Januar geplant. „Das machen wir im Anschluss, im Moment sind wir einfach noch absolut landesnarrentreffenfokussiert“, sagt Zunftmeister Matthias Schlichenmaier. Auch wenn er selbst nicht so recht glauben mag, dass in drei Wochen schon wieder Rückschau zum Großevent gehalten werden kann, stellt er fest: „Wir liegen gut in der Zeit und am Ende wächst man ja auch noch mal über sich hinaus.“

Die kompakte Info rund ums Landesnarrentreffen für die Mitglieder läutet er mit einer zentralen Botschaft ein: „Nichts ist wie gewohnt!“ Zwar hat die Narrenzunft durch den Nachtumzug Erfahrung mit gut besuchten Veranstaltungen, doch die Dimensionen am letzten Januarwochenende werden einfach um einiges größer sein. Es haben sich 5100 Teilnehmer zum sonntäglichen Narrensprung angesagt, hinter denen rund 100 Gruppen stehen. Zudem rechnen die Gastgeber mit 8000 bis 10000 Besuchern, die sich diesen großen Umzug durch die Stadt anschauen wollen. Bereits am Samstag läuft sich ein gewichtiger Teil der Gastgruppen schon mal in kleinerem Format warm – mit einem Dämmerungsumzug in der Murrhardter Innenstadt inklusive des Baumstellens vor dem Rathaus. Weitere Programmpunkte sind Narrensuppe, Narrenmesse, Narrenfeste und -ball.

Die an die Wand geworfenen Pläne zu den beiden Umzugsstrecken machen klar, dass viele Bereiche abgesperrt sein werden und schon ein Durchkommen von A nach B nicht trivial ist. Um die Logistik gut im Griff zu haben, hat der Zunftrat des Vereins die Helfereinsätze vorab ausbaldowert. An großen Wandtafeln im Festhallenfoyer findet sich jedes Mitglied mit seinen Aufgaben an den verschiedenen Orten. In bunten Farben tauchen da beispielsweise die Stichworte „Springer Zirkuszelt“, „Griller Narrenfete“ oder „Künstler Lounge“ auf, größere Kategorien sind Auf-, Um- und Abbau, die Hallen und der Umzug. Viele Mitglieder zücken fleißig das Handy, um ihre Einteilungen abzufotografieren, einige machen sich auch klassisch Notizen. Der Aufbau des Zirkuszelts sowie weitere Vorbereitungen beginnen bereits am Mittwoch, 22. Januar. Den logistischen Höhepunkt stellt das Wochenende dar. Matthias Schlichenmaier deutet an, was das heißt. Damit überhaupt einige Mitglieder beim Umzug dabei sein können, braucht es Hilfe von anderen Vereinen, um sie auszulösen. „Ansonsten sind wir aber vor allem hinter der Theke gefragt“, sagt er. Damit die Mitglieder, die Eltern sind, mit anpacken können, wird eine zunftinterne Kinderbetreuung organisiert. Eine Verantwortliche – das Hexenturmweible – hat dann zu bestimmten Zeiten also ziemlich viele Knirpse im Schlepptau.

Es gibt eine Kinderbetreuung, damit Eltern sich auf ihren Helfereinsatz konzentrieren können

Für jeden Bereich gibt es einen zentralen Ansprechpartner, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Damit die Kommunikation in den Hochzeiten funktioniert – die Organisatoren gehen davon aus, dass Programme wie WhatsApp da an ihre Grenzen kommen –, werden auch handfeste Funkgeräte eingesetzt.

Bevor Häsmeisterin Kim Steiert mit Unterstützung die ersten Wasserfratzen und Feuerbarthl unter die Lupe nimmt, sich Gewand und Masken zeigen lässt, stimmt das Zunftmeisterduo Diana Spreu und Matthias Schlichenmaier seine Mitstreiter noch mal lyrisch auf die kommenden Abenteuer ein. Die beiden Geschwister erzählen später, dass die Idee, sich fürs Landesnarrentreffen zu bewerben, schon vor einigen Jahren aufkam. „Irgendwie hat uns das keine Ruhe gelassen“, sagt Diana Spreu, seit 1997 Mitglied und 2007 Zunftmeisterin. Nun mit einem finanziellen Polster fühle man sich sicherer, ergänzt Matthias Schlichenmaier, der 2003 bei den Henderwäldlern eingestiegen und seit 2014 Zunftmeister ist. Unterstützung kommt auch vom Rems-Murr-Kreis, dessen Stiftung den Murrhardter Narren mit 10000 Euro unter die Arme greift. „Es ist ja auch das erste Landesnarrentreffen, das im Kreis stattfindet“, erinnert Diana Spreu.

Wo ist noch am meisten zu tun? Eine der größten Herausforderungen sehen die beiden in der Logistik rund um den Verkehr. Es werden acht Sonderzüge sowie eine Reihe von Sonderbussen eingesetzt werden, die Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung nach Murrhardt bringen. Für die Umzüge heißt es, ganz konkret vor Ort Umleitungen, Sperrungen sowie Fluchtwege zu kennzeichnen. „Das, was wir da an Schildern brauchen, übersteigt den Bestand des Bauhofs ums Zehnfache“, sagt Schlichenmaier. Da muss eine externe Firma unterstützen.

Insofern sind die Neumitglieder vielleicht noch ein wenig mehr willkommen als sonst. Zu den rund 150 Murreder Henderwäldlern mit ungefähr 100 aktiven Narren gesellen sich beim Treffen dazu: Alaa Samha, Mara Brenner, Stephanie Zilkowski, Carlotta, Frieder, Julia und Rosalie Piechot sowie Jannis, Madleen, Markus, Selin und Stefanie Rehkugler. Vorgestellt werden außerdem die Täuflinge, die zum Rathaussturm ihre feierliche Aufnahmezeremonie erfahren – als Wasserfratzen Sonja, Alina und Jonas Hillenbrand, Stefan Lemke, Sören Galster, Sandra Hell und Alexander Irion sowie als Feuerbarthl Samira Wöhrle und Sigi Jauss. Ihre Taufe nachholen wird Narrenmutter Jutta Trefz. Zudem gibt es eine Reihe von Ehrungen. Für 33 Jahre Mitgliedschaft wird Hans-Jürgen Hoffmann ausgezeichnet, bereits 22 Jahre dabei sind Ralf Glawaty, Claudia Schöndeling, Andrea und Gisela Ott und Alexander Schwed und 11 Jahre Anne Gauss, Patricia Kugler sowie Karl-Heinz Schlichenmaier. Nachgereicht werden aus Platzgründen noch die Ehrungen von Mitgliedern durch den Landesverband Württembergischer Karnevalvereine für besondere Verdienste.

Innehalten beim Häsabstauben: Hier wird ein Tannenzapfenhurgler begutachtet. Es handelt sich neben Wasserfratz und Feuerbarthl um die dritte Gruppenfigur der Narrenzunft. Zum Hintergrund: Während die Zapfenpflücker oder Waldarbeiter hoch in die Baumwipfel gestiegen sind, hat sich ein Hurgler diese Mühen erspart und die Zapfen nur als Brennmaterial auf dem Boden eingesammelt. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Innehalten beim Häsabstauben: Hier wird ein Tannenzapfenhurgler begutachtet. Es handelt sich neben Wasserfratz und Feuerbarthl um die dritte Gruppenfigur der Narrenzunft. Zum Hintergrund: Während die Zapfenpflücker oder Waldarbeiter hoch in die Baumwipfel gestiegen sind, hat sich ein Hurgler diese Mühen erspart und die Zapfen nur als Brennmaterial auf dem Boden eingesammelt. Fotos: J. Fiedler

Zum Saisonauftakt hat das Zunftmeisterduo Diana Spreu (links) und Matthias Schlichenmaier (rechts) auch treue Mitglieder geehrt.

© Jörg Fiedler

Zum Saisonauftakt hat das Zunftmeisterduo Diana Spreu (links) und Matthias Schlichenmaier (rechts) auch treue Mitglieder geehrt.

Unter den aktuellen Täuflingen ist auch die Narrenmutter Jutta Trefz (Fünfte von links), die die Zeremonie nachholen wird.

© Jörg Fiedler

Unter den aktuellen Täuflingen ist auch die Narrenmutter Jutta Trefz (Fünfte von links), die die Zeremonie nachholen wird.

Info
Premiere im Kreis

Einen Überblick zu den Veranstaltungen rund ums erste Landesnarrentreffen im Rems-Murr-Kreis am Samstag und Sonntag, 25. und 26. Januar, geben die Murreder Henderwäldler auf ihrer Homepage unter www.narrenzunft-murrhardt.de. Ab Samstag, 11. Januar, wird in Murrhardt eine Sonderzeitung in den Haushalten verteilt, die ausführlich informiert.

Die Murreder Henderwäldler werden am Samstag, 11. Januar, auch auf der CMT im Schulterschluss mit dem Rems-Murr-Kreis sowie der Fremdenverkehrsgemeinschaft präsent sein, über sich und die geplanten Veranstaltungen Auskunft geben.

Zum Artikel

Erstellt:
8. Januar 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Jägerinnen und Jäger erklären ihre Arbeit

Die Hegeschau der Kreisjägervereinigung Backnang in und vor der Murrhardter Festhalle ist eine Attraktion für viele Familien. Mit Vorführungen und an Infoständen vermitteln die Mitglieder, was sie tun und welche Ziele sie verfolgen. Auch die Hegegemeinschaft Einzugsgebiet Murr ist dabei.

Murrhardt und Umgebung

Gespräche mit Netzwerkpartnern geplant

Bei ihrem zweiten Seminartreffen informiert die Initiative „Unser Bürgerenergiekonzept für die Stadt Murrhardt“ über Austausche mit Politikern, ein Vorbildprojekt in Österreich sowie den Besuch einer Holzvergasungsanlage.