Vorlesung zu Stauffenberg fällt aus

Keine Vorlesung in diesem Jahr, dafür ein Neustart 2026. Die Stauffenberg-Gesellschaft will junge Leute künftig aktiv einbinden.

Erinnern an den Widerstand: die Stauffenberg-Gedächtnisvorlesung 2024 im Weißen Saal des Neuen Schlosses mit Dieprand von Schlabrendorff.

© Ferdinando Iannone

Erinnern an den Widerstand: die Stauffenberg-Gedächtnisvorlesung 2024 im Weißen Saal des Neuen Schlosses mit Dieprand von Schlabrendorff.

Von Jan Sellner

Stuttgart - Der Termin hat seit 2004 seinen festen Platz im Jahreskalender des Hauses der Geschichte und der Stauffenberg-Gesellschaft: die Stauffenberg-Gedächtnisvorlesung im Weißen Saal des Neuen Schlosses. In zeitlicher Nähe zum Geburtstag des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 15. November traten dort einmal im Jahr Nachfahren von Männern und Frauen des Widerstands auf. Das Publikum erhielt jeweils Einblicke in das Familienleben und Denken nicht nur der Verschwörer des 20. Juli, sondern auch des Kreisauser Kreises und anderer Hitler-Gegner, die für ihren Widerstand meist mit dem Leben bezahlten.

Treibende Kraft hinter der Gedächtnisvorlesung ist der Vorsitzende der Stauffenberg-Gesellschaft und ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan. Zusammen mit dem Haus der Geschichte und mit Unterstützung der Landesregierung organisierte er die Auftritte von Zeitzeugen-Nachfahren, zuletzt von Dieprand von Schlabrendorff, Sohn von Fabian von Schlabrendorff, der zum Kreis des militärischen Widerstands zählte. Er hatte am 13. März 1943 eine Bombe in ein Flugzeug geschmuggelt, das Hitler zu einem Frontbesuch brachte, die dann jedoch nicht zündete. Fester Programmpunkt der Gedächtnisvorlesung war immer auch die musikalische Begleitung durch Chor und Solisten des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums, der ehemaligen Schule der Stauffenbergs.

Dieses Mal ist es anders. In einem Brief an die Mitglieder der Stauffenberg-Gesellschaft schrieb Schneiderhan, „dass es trotz größter Bemühungen nicht gelungen ist, für die Weiterentwicklung der Gedächtnisvorlesung im November diesen Jahres einen Festredner oder eine Festrednerin zu gewinnen.“ Die Folge: die Gedächtnisvorlesung werde in diesem Jahr „einmalig“ ausgesetzt, „um so Zeit für einen Neubeginn 2026 zu gewinnen“.

Bereits im Juli hatte er erklärt, man werde mittel- und langfristig nicht umhinkommen, die Art der Veranstaltung zu überdenken, „weil uns die Zeitzeugen fehlen werden“ und man deshalb nach anderen Möglichkeiten des Erinnerns und Gedenkens suchen müsse. Zudem wolle man die Veranstaltung für junge Menschen attraktiver machen und sie „aktiv mit einbinden“.

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Erstellt:
5. November 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
6. November 2025, 00:04 Uhr

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