Waldwolfsspinne, Reh und Eichhörnchen

Nico Dollmann und Katharina Schönemann vom Outdoor-Inklusiv-Projekt des Kreisjugendrings haben entlang des Murrhardter Trimm-dich-Pfads eine Familienrallye aufgebaut, bei der man Waldtiere spielerisch kennenlernen kann. Weitere Projekte sind in Arbeit.

Bürgermeister Armin Mößner (links), Simon Maier (rechts) und Naturparkgeschäftsführer Bernhard Drixler (Zweiter von rechts) machen eine Stippvisite beim Aufbau der Familienrallye „Wildes Murrhardt“, die Katharina Schönemann (Dritte von rechts) und Nico Dollmann (Zweiter von links) gemeinsam erarbeitet haben. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Bürgermeister Armin Mößner (links), Simon Maier (rechts) und Naturparkgeschäftsführer Bernhard Drixler (Zweiter von rechts) machen eine Stippvisite beim Aufbau der Familienrallye „Wildes Murrhardt“, die Katharina Schönemann (Dritte von rechts) und Nico Dollmann (Zweiter von links) gemeinsam erarbeitet haben. Foto: J. Fiedler

Christine Schick

MURRHARDT. An der Tafel, die einen Überblick zu den Strecken des Murrhardter Trimm-dich-Pfads gibt, haben Nico Dollmann und Katharina Schönemann schon die wichtigsten Einstiegsinformationen der Familienrallye platziert. Der Titel: „Wildes Murrhardt – Waldtieren auf der Spur!“. Im Laufe des Tages werden sie die 20 Stationen der Erlebnis- und Rätseltour aufbauen. Simon Maier vom Kreisjugendring, bei dem die Fäden des Projekts „Outdoor inklusiv – Empowerment erleben“ zusammenlaufen, hat sich dazugesellt, genauso wie Naturparkgeschäftsführer Bernhard Drixler, Bürgermeister Armin Mößner und Uwe Matti, Leiter des Amts für Wirtschaft, Kultur und Tourismus der Stadt Murrhardt.

„Outdoor inklusiv“ ist ein auf drei Jahre angelegtes Projekt, das Menschen mit Behinderung und pädagogische Fachleute zusammenbringt, damit diese wiederum als Zweierteam, sprich Tandem, ihre eigenen Aktionen und Ideen rund um Outdoor und Erlebnis entwickeln können, erklärt Simon Maier. Die Grundidee leuchtet einem sofort ein: Natur- und Erlebnispädagogen lernen so Inklusion und Menschen mit Behinderung Grundlagen der Natur- und Erlebnispädagogik.

An dieser Stelle kommen Nico Dollmann und Katharina Schönemann ins Spiel. Beim Projektstart haben sich die beiden kennengelernt, sozusagen gefunden und bilden mittlerweile ein bereits bewährtes Tandem. Im vergangenen Jahr waren sie beispielsweise beim Urbacher Waldtag, in den Werkstätten der Paulinenpflege Winnenden, an Schulen und der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd – mit natur- und erlebnispädagogischen Angeboten und Aktionen für ihre Gastgeber.

„Das war dieses Jahr mit Corona natürlich erst mal nicht mehr möglich“, erzählt Forstwirtin und Waldpädagogin Katharina Schönemann. Also hieß es, sich alternative Möglichkeiten einfallen zu lassen. Eine Rallye rund um Flora und Fauna, bei der man draußen sein kann, hielten die beiden in Zeiten von Abstandsregeln für einen guten Ansatz. Da Nico Dollmann in Oppenweiler wohnt und Murrhardt gut kennt, fiel im gleich der Trimm-dich-Pfad ein. Also haben die beiden bei der Stadt angeklopft und sind sofort auf Interesse gestoßen. „Wir fanden das eine richtig gute Idee, draußen sein zu können, Rätselspaß mit ein paar spannenden Aspekten zu Tieren zu verknüpfen, über die man noch was lernen kann“, sagt Bürgermeister Mößner. Zudem stünden die Chancen für Eltern nicht schlecht, so ihren Nachwuchs für einen Ausflug in den Wald zu motivieren.

Nico Dollmann und Katharina Schönemann machten sich also an die Arbeit, um für die Tour entlang des Trimm-dich-Pfads die passenden Tiere auszuwählen sowie reizvolle Details über die Waldbewohner zusammenzustellen, die auch ihnen noch nicht bekannt waren. Dafür hat die Waldpädagogin Fachliteratur besorgt, die sich die beiden nach und nach erarbeitet haben. Aber keine Angst, belehrend sollte die Tour auf keinen Fall werden. Der Tenor der beiden: Auch sie haben noch so manch Kurioses über Tiere gelernt, von denen sie dachten, schon (fast) alles zu wissen. „Zum Beispiel, dass ein Eichhörnchen seinen Schwanz nicht nur zum Steuern benutzt, wenn es von Ast zu Ast springt, sondern auch zum Zudecken“, erzählt Nico Dollmann. Dass ein Laubfrosch ein wahrer Klettermaxe und ein „Hirsch nicht der Mann vom Reh ist, sondern der Rehbock“ oder wie eine Waldwolfsspinne auf ihre Beute lauern kann, fällt für ihn ebenso in die Kategorie „Dazugelernt“.

Das Tandem hat 20 Stationen zusammengestellt, die neben diesen Informationsbonbons auch passende, sportliche Aufgaben sowie eine jeweilige Rätselfrage – aus deren Antworten sich der Lösungssatz zusammensetzt – beinhalten. Wer die Hälfte geschafft hat, kann sich bei einem Märchen, idealerweise von den Eltern vorgelesen, entspannen. Bis auf den Ausstieg zum Schluss, der wenige Treppen umfasst, ist die Tour rollstuhlgerecht. Nico Dollmann und Katharina Schönemann schätzen, dass die Teilnehmer sich auf jeden Fall etwa einen halben Tag Zeit nehmen sollten, um alle Stationen zu erkunden. Sie freuen sich, wenn die sich genüsslich ins Rallyeabenteuer stürzen – und mit den Grashüpfern um die Wette springen, mit den Eichhörnchen nach Nüssen suchen und dem schlauen Fuchs Konkurrenz machen.

Es werden auch Touren in Nachbargemeinden angeboten

Die Teilnahmepostkarten zur Rallye gibt es in der Touristinfo des Naturparkzentrums, Marktplatz 8, sowie im Murrhardter Rathaus, schräg gegenüber. Dort können sie nach der Tour mit dem erarbeiteten Lösungssatz auch wieder abgegeben werden. Wer beim Lösungssatz richtig liegt, nimmt an einer Verlosung mit verschiedenen Preisen teil. Zudem können die Teilnahmepostkarten auf der Homepage des Kreisjugendrings aufgerufen und ausgedruckt werden: www.jugendarbeit-rm.de.

Die Familienrallye „Wildes Murrhardt – Waldtieren auf der Spur!“ startet ab sofort und läuft bis zum 20. September. Die Wegstrecke umfasst 2,6 Kilometer.

Weitere Rundgänge und erlebnispädagogische Touren sind in Oppenweiler im Schlosspark, in Auenwald beim Ebersberger Schloss und in Berglen-Bretzenacker geplant. Sie starten spätestens zu Beginn der Sommerferien.

Das Projekt „Outdoor inklusiv – Empowerment erleben“ läuft noch bis Ende 2021 und wird von Aktion Mensch, der Heidehof-Stiftung, der Katharina-Witt-Stiftung, vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert. Zurzeit sind zehn Tandems aktiv – Zweierteams aus Fachkräften und Menschen mit Behinderung . Simon Maier vom Kreisjugendring erläutert, dass die Möglichkeit, die pädagogischen Fachleute mit einem Honorar und die Mitstreiter mit Handicap genauso mit einer Übungsleiterpauschale zu unterstützen, auch im Sinne einer Wertschätzung und Teilhabe zu sehen ist. Der Kreisjugendring hat schon früh Projekte zum Thema Inklusion in Angriff genommen, die Anfänge liegen im Jahr 2005.

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Erstellt:
10. Juli 2020, 06:00 Uhr

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