Solaroffensive Murrhardt startet

Die Energieagentur Rems-Murr und die Stadt Murrhardt bieten im November eine Aktionswoche an, in der Hausbesitzer rund um die Installation einer Anlage beraten werden. Der Eignungscheck nimmt Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Nutzungschancen unter die Lupe.

Um sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach holen zu können, braucht es bestimmte Voraussetzungen. Dazu berät die Energieagentur Rems-Murr nun auch ganz gezielt in einer Aktionswoche in Murrhardt. Foto: KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH

Um sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach holen zu können, braucht es bestimmte Voraussetzungen. Dazu berät die Energieagentur Rems-Murr nun auch ganz gezielt in einer Aktionswoche in Murrhardt. Foto: KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH

Murrhardt. Interessierte können für diesen „Eignungscheck Solar“ einen Termin bei sich zu Hause oder auch online vereinbaren. Während der Aktionswoche von Montag bis Freitag, 8. bis 12. November, kommt ein Mitglied des Energieberatungsteams je nach Wunsch auch direkt vor Ort in die Walterichstadt. Die Nutzer zahlen einen Eigenanteil von 30 Euro für den Check (siehe bitte auch Infokasten). Im Folgenden hat die Energieagentur einige Punkte erläutert, die als Fragen beim Thema immer wieder eine wichtige Rolle spielen.

Welchen Nutzen hat eine PV-Anlage für den Klimaschutz?

Fotovoltaik ist eine wichtige Säule zu einer nachhaltigen Stromerzeugung, denn einfach gesagt: Die Sonne scheint mehr oder weniger immer. Sie ist unsere größte verfügbare Energiequelle. Die Energiewende ist nur zu bewältigen, wenn der Ausbau von Fotovoltaik weiter vorangebracht wird. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Solarstrom in Deutschland bei knapp neun Prozent – dadurch konnten im Jahr 2020 knapp 35 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden (laut Statista.de). Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, umso näher rückt das Ziel der Klimaneutralität. PV-Module produzieren auch bei bedecktem Himmel Strom – doch je heller es ist, desto mehr Leistung bringt ein Modul. Natürlich wird auch Energie bei der Herstellung von Fotovoltaikanlagen benötigt. Eine PV-Anlage braucht jedoch üblicherweise nur zwei bis drei Jahre, bis sie den Strom erzeugt hat, der für ihre Herstellung eingesetzt werden musste.

Was lohnt sich mehr – einspeisen oder selbst nutzen?

Generell gilt: Es lohnt sich immer mehr, den selbst produzierten Strom für den eigenen Bedarf zu nutzen. Er kostet weitaus weniger als der Strom aus dem Netz. Das Fotovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg gibt an, dass selbst kleine Systeme für private Wohnhäuser mittlerweile Strom für acht bis zehn Cent pro Kilowattstunde produzieren. Gegenüber der Lieferung von Strom durch einen Energieversorger, der netto etwa 25 Cent pro Kilowattstunde kostet, ergibt sich so eine Einsparung von etwa 16 Cent pro Kilowattstunde. Trotzdem lässt sich überschüssiger, nicht selbst genutzter Strom ins öffentliche Netz einspeisen – die Vergütung dafür legt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fest. Die Dauer und Höhe der Förderung hängen von verschiedenen Faktoren ab: Entscheidend sind der Zeitpunkt der Inbetriebnahme, die Größe der Anlage (je kleiner, desto mehr) sowie die Art der Anlage (Freifläche oder Gebäude). Im September 2021 lag die Einspeisevergütung bei 7,25 Cent pro Kilowattstunde bei Anlagen mit weniger als zehn Kilowatt-Peak (kWp).

Lässt sich der Strom nutzen, wenn man nicht zu Hause ist?

Ja. In jedem Haushalt gibt es Geräte wie beispielsweise den Kühlschrank, die dauerhaft mit Strom versorgt werden müssen. Außerdem können inzwischen viele Haushaltsgeräte wie der Geschirrspüler oder die Waschmaschine vorprogrammiert werden. Außerdem lassen sich entsprechende Batteriespeicher zusätzlich installieren. Eine weitere Möglichkeit ist, ein Elektroauto oder Pedelec zu betanken.

Ist das Dach überhaupt für eine Fotovoltaikanlage geeignet?

Entscheidend ist die Statik eines Dachs – die Konstruktion muss ausreichend tragfähig sein. Ein Solarmodul wiegt etwa 16 bis 24 Kilogramm. Das Dach muss das Gewicht der Module tragen, aber auch die Lasten durch Wind und Schnee aufnehmen können. Deswegen ist es ratsam, im Zweifel einen Statiker in die Planung miteinzubeziehen. Bei älteren Dächern sollte man die Dachziegel zuvor von einem Dachdecker untersuchen lassen. Wenn eine Anlage auf einem Ost-West-orientierten Dach angebracht wird, ist eine flachere Dachneigung günstiger. Es spielen auch Rahmenbedingungen wie Verschattung, Dachgröße und Dachneigung eine wichtige Rolle beim Stromertrag einer PV-Anlage.

Braucht es für den Aufbau einer PV-Anlage eine Genehmigung?

In Baden-Württemberg ist eine Baugenehmigung für eine Fotovoltaikanlage auf Dächern oder an Fassaden des Eigenheims grundsätzlich nicht notwendig. Vorsicht ist jedoch bei denkmalgeschützten Gebäuden geboten, hier kann dies erforderlich sein. Auch wenn Fotovoltaikanlagen auf fremden Dächer installiert werden, ist eine Baugenehmigung nötig, da die Anlage dann gewerblich genutzt wird. Bei einer bestimmten Größe und für gebäudeunabhängige Fotovoltaikanlagen muss ebenfalls eine Baugenehmigung eingeholt werden.

Was muss bei der Anmeldung einer PV-Anlage beim Netzbetreiber beachtet werden?

Der Anlagenbetreiber muss seine Fotovoltaikanlage vor Inbetriebnahme nicht nur bei der Bundesnetzagentur, sondern auch beim Netzbetreiber (für Murrhardt ist das die Syna GmbH) anmelden. Dies ist notwendig, da sonst kein Anspruch auf die Einspeisevergütung besteht. Zudem kann der Netzbetreiber eine Netzverträglichkeitsprüfung durchführen, was generell bei PV-Anlagen bis zehn kWp Leistung problemlos erfolgt. Dies sollte – so der Tipp der Energieagentur – möglichst vor Kauf der Anlage erfolgen, grundsätzlich aber spätestens vor der Montage der Anlage erledigt werden. Bei Fertigstellung der PV-Anlage und vor Inbetriebnahme wird ein „Inbetriebnahmeprotokoll“ erstellt. Zusammen mit der Bescheinigung der Bundesnetzagentur über die ordnungsgemäße Anmeldung der Fotovoltaikanlage wird dieses an den Netzbetreiber übermittelt. Erst nach diesem Schritt wird laut Bundesnetzagentur die Einspeisevergütung ausgezahlt. pm

Am Ende steht ein Bericht mit Details der Beratung und Vorschlägen zum weiteren Vorgehen

Mitmachen beim Check Jede Privatperson, die ein Einfamilien-, Mehrfamilien- (zwei bis drei Parteien), Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte in Murrhardt besitzt, kann bei der Solaroffensive Murrhardt teilnehmen.

Anmeldung und Daten Zunächst muss ein Termin vereinbart werden – per E-Mail an die Adresse info@ea-rm.de. Die E-Mail sollte folgende Daten enthalten: Vorname, Nachname, Adresse, Telefonnummer sowie Eckdaten zum Gebäude – wie Art des Gebäudes, Baujahr und Jahresstromverbrauch. Ebenfalls gut ist ein Hinweis dazu, an welchen Wochentagen und zu welchen Uhrzeiten vorzugsweise Zeit für den PV-Check ist. Er dauert zirka eine Stunde. Bei Bedarf kann man das Team auch telefonisch unter der Rufnummer 07151/ 975173-0 erreichen.

Ablauf Die Teilnehmer erhalten beim „Eignungscheck Solar“ vor dem Termin einen kurzen Fragebogen zum Gebäude, um die wichtigsten Rahmendaten vorab zu klären. Dann kommt eine Energieberaterin oder ein Energieberater nach Hause und prüft die Eignung der Dachflächen für Fotovoltaik. Es besteht die Möglichkeit, Fragen ganz individuell zu klären. Die Teilnehmer erhalten im Nachgang einen Bericht, der alle Details der Beratung und Vorschläge zum weiteren Vorgehen enthält.

Alternative Wer zu den Aktionswochen der Solaroffensive keine Zeit hat und trotzdem gerne einen PV-Check machen möchte, kann sich an die Energieagentur wenden – telefonisch oder per E-Mail an die genannten Kontaktdaten. Infos unter www.energieagentur-remsmurr.de.

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Erstellt:
19. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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