Straßenkatzenprojekt: Kater Carlo und seine Mäuse

Eine Gruppe ehrenamtlicher Murrhardterinnen hat eine kleine Gesellschaft verschiedenster Nager aus Wolle geschaffen, die sie nun in einer Ausstellung im Festhallenfoyer zeigt und damit die Arbeit für herrenlose Samtpfoten in Murrhardt und Umgebung unterstützen möchte.

Unter den Mäusen sind auch Tierschützer, die sich für die Kastration von Katzen einsetzen. Fotos: privat

Unter den Mäusen sind auch Tierschützer, die sich für die Kastration von Katzen einsetzen. Fotos: privat

Von Christine Schick

Murrhardt. Es sind um die zwölf Frauen, die sich im Mai vergangenen Jahres zusammengefunden haben, um zwei Herzensangelegenheiten zu verbinden: Das handwerkliche Arbeiten und das Engagement für den Tierschutz – ganz konkret für heimatlose Katzen in Murrhardt und Umgebung. Die Häkel- und Strickbegeisterten haben dabei die Idee des „Yarn Bombing“ aufgegriffen, bei der es darum geht, mit Wolle, Garn oder Textilien ein Zeichen im öffentlichen Raum zu setzen. Ihre Variante: Sie haben sich handwerklich nun vor allem denen zugewendet, die Katzen zum Fressen gernhaben, eine ganze kleine Mäusegesellschaft geschaffen und verschiedeneste Charaktere gestrickt und gehäkelt. Mit einer Ausstellung der knuffigen Kerle möchten sie sich Spenden – Geld für Kastrationen, Medikamente und Futter – erarbeiten, die der Arbeit für Straßenkatzen in und um Murrhardt zugutekommen. In dieser Sache engagiert sich ein harter, fester Kern von vier Frauen, zu dem auch Anne Leimeter gehört, die über das Projekt berichtet.

Hilfe durch Futter und Tierarzttermine

Am Anfang steht das Problem, dass einzelne Haus- oder Hofkatzen aus unterschiedlichsten Gründen von ihrem Besitzer im Stich gelassen werden. Sind sie unkastriert, kann das schnell zu Nachwuchs und weiteren bedürftigen Tieren führen. Denn eines ist klar: Straßenkatzen sind keine Wildkatzen. „Für die Jagd fehlt den domestizierten Katzen das Geschick ihrer wilden Vorfahren. Sie allein können sich und ihre Kätzchen nicht dauerhaft ausreichend versorgen. Katzen brauchen uns Menschen und können ohne unsere Hilfe nicht überleben“, erläutert Anne Leimeter. An dieser Stelle kommen die ehrenamtlichen Tierschützerinnen ins Spiel. Die Frauen betreuen Futterstellen, fangen die wild lebenden Katzen ein, um sie kastrieren zu lassen, nehmen Tierarzttermine wahr, versorgen sie nach dem Eingriff und lassen sie später im gewohnten Umfeld wieder frei.

So können kleine Glücksgeschichten entstehen wie die eines namenlosen Straßenkaters, der zum „Agent 007 mit der Lizenz zum Mäusetöten“ wurde. Sein Name geht auf die Tattoonummer zurück, die er nach der Kastration erhalten hat, so Leimeter. Mittlerweile wohnt 007 in einer Gartenhütte, wo er sein Futter erhält, aber auch dafür sorgt, die Mäuse im Garten das Fürchten zu lehren.

Manchmal gleicht das Engagement, das in Kooperation mit dem Tierheim in Erlach und den zuständigen Stellen der Stadt Murrhardt erfolgt, aber auch echter Detektivarbeit und nimmt viele Wochen in Anspruch. Anne Leimeter berichtet von einem Fall im Frühjahr, der sich um einiges kniffliger entwickelt hat als ursprünglich gedacht. Das Tierheim informierte sie darüber, dass in der Hauptstraße eine schwarze Katze unterwegs sei, die von Anwohnern gefüttert wurde, aber nicht aufgenommen werden konnte.

Die zugewandte Samtpfote ließ sich mit ins Körbchen gestelltem Futter einfangen, aber Anne Leimeter ahnte, dass es möglicherweise ein Problem gibt. „Ich bin mit ihr ins Tierheim gefahren, aber sie hat gemaunzt und das heißt, sie ruft nach ihren Jungen.“ Sie bat die Leiterin, zu schauen, ob die Katze noch säugt, was diese bestätigte. Also ging es mit der Mutter wieder zurück, um nach den Jungen zu suchen. Über eine intensive Recherche stellte sich heraus, dass eine Frau vier Kätzchen gefunden und versucht hatte, sie weiterzuvermitteln. Drei der Jungen konnten zusammengesammelt werden, aber das vierte blieb vermisst. „Wir haben die ganze Innenstadt abgesucht“, erzählt Anne Leimeter. Die kleine Samtpfote fand sich schließlich doch noch, als klar war, dass sie unter einem Holztor hindurchgeschlüpft war. „Die Kleinen waren schon alt genug, dass sie selbst essen konnten“, erzählt die Tierschützerin und dass es im Anschluss darum gehe, für die Tiere ein neues Zuhause zu finden.

Stoffmäuse ziehen beim Engagement mit

Die Kastration, die verhindert, dass unkontrolliert viele Katzen auf der Straße leben müssen und es schwer haben, sich durchzuschlagen, bleibt ein wichtiges Element der Arbeit. Das spiegelt sich auch in der Ausstellung der Engagierten wider: Die Frauen haben beim Stricken und Häkeln über die Beschäftigung mit dem Thema nicht nur ihre Liebe zu den Mäusen entdeckt, sondern auch eine Vielzahl von Vertretern geschaffen. Unter diesen finden sich beispielsweise ein Mäusekindergarten mit angeschlossener Krabbelgruppe, eine Queergruppe, die glücklichste Mäusefamilie der Welt, die Murrquellen-Big Band – und Tierschützer und Aktivisten, die sich als Mäuse für die Kastration von Katzen einsetzen. Natürlich ganz uneigennützig, wie Anne Leimeter augenzwinkernd unterstreicht.

Es gibt ganz verschiedene Charaktere – hier sind ganz entspannte Zeitgenossen, die Zenmäuse, zu sehen.

Es gibt ganz verschiedene Charaktere – hier sind ganz entspannte Zeitgenossen, die Zenmäuse, zu sehen.

Öffnungszeiten im Festhallenfoyer

Ausstellung „Kater Carlo und seine Mäuse“ warten im Foyer der Festhalle Murrhardt auf Besucherinnen und Besucher. Die Ausstellung hat ab sofort montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Sollte die Eingangstür zu sein, wird gebeten, zu klingeln. Immer am ersten Samstag im Monat sind Vertreterinnen des Projekts von 11 bis 14 Uhr vor Ort und können berichten. Den ersten Samstag, 1. Juli, übernimmt Anne Leimeter. Der Eintritt zur Ausstellung, die im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements von der Stadt unterstützt wird, ist frei, um eine Spende für die Straßenkatzenarbeit wird gebeten. Die Schau läuft ein halbes Jahr.

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Erstellt:
30. Juni 2023, 06:00 Uhr

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