Totholz, Käfer und der Dreizehenspecht

Teilnehmer einer VHS-Exkursion erkunden Bannwald „Wilder See“ im Nationalpark Schwarzwald

Die Exkursionsteilnehmer haben eine spannende Tour durch den Bannwald gemacht.

© Marc Millenet

Die Exkursionsteilnehmer haben eine spannende Tour durch den Bannwald gemacht.

MURRHARDT (mia). Ein Quietschen wie von einer alten Luftpumpe ertönt und die Teilnehmer der Volkshochschulexkursion aus Murrhardt lauschen ergriffen. „Das ist die Tannenmeise, die erkennt man an ihrem charakteristischen Ruf“, erklärt Manfred Weber, ehrenamtlicher Naturparkranger, der der 16-köpfigen Gruppe die verborgenen Schönheiten des Bannwalds „Wilder See“ im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zeigt. Ansonsten ist kaum ein Laut zu hören, der Wald verschluckt alle Geräusche, auch die von Motorrädern oder Autos.

Der Bannwald ist das älteste Gebiet seiner Art in Baden-Württemberg. Er wurde bereits 1911 ausgewiesen und 1998 von ursprünglich 75 auf heute 150 Hektar ausgeweitet. Da dort jegliche forstliche Nutzung unterbleibt, entstand eine vielfältige Waldstruktur, die dank ihres hohen Totholzanteils vielen Arten einen Lebensraum bietet, zum Beispiel über 100 Holzkäferarten. Von Manfred Weber erfahren die interessierten Teilnehmer, dass gerade diese Totholzinsekten die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Beutegreifer sind, die erneut im Nordschwarzwald heimisch werden. So brütet sogar der vor 1988 weitgehend verschwundene Dreizehenspecht heute wieder im Bannwald.

Immer wieder schart sich die kleine Gruppe um den Naturparkranger, der von den verschiedenen Entwicklungsstadien dieses Urwalds erzählt, vom Zerfall der abgestorbenen Bäume, die von Pilzen in ihre Grundbestandteile zerlegt werden. Auf diesem Nährboden wächst die nächste Generation des Walds heran. „Der Wald wäre ohne die Pilze nicht denkbar, sie sind die heimlichen Könige des Walds“, sagt Manfred Weber.

Da ein aufziehendes Gewitter zwar für eine stimmungsvolle, fast mystische Atmosphäre sorgt, jedoch den Abstieg zum „Wilden See“, einem zwölf Meter tiefen, eiszeitlichen Karsee inmitten des Bannwalds, verhindert, macht sich die Gruppe auf den Weg zur Darmstädter Hütte.

Unterwegs wird nach dem Auerhahn Ausschau gehalten, der auf den lichten und totholzreichen Flächen des Bannwalds umgeben von Heidelbeersträuchern lebt. Leider zeigt sich keiner der scheuen Vögel, sodass die Wanderer hungrig und durstig in die Darmstädter Hütte einkehren, bevor sie sich auf den Abstieg zu dem Standort machen, wo der Bus auf sie wartet.

Der Totholzanteil ist hoch. Fotos: M. Millenet

© Marc Millenet

Der Totholzanteil ist hoch. Fotos: M. Millenet

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Erstellt:
5. Juli 2019, 06:00 Uhr

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