Wanderweg um zwei Veteranen reicher

Mühlentag lockt am Pfingstmontag in den Schwäbischen Wald: Führungen, Mitmachaktionen und gläserne Produktion

Hartmut Kugler von der Rümelinsmühle in Murrhardt stellt für den Pfingstmontag sein Getreidefahrrad bereit. Mit ein paar kräftigen Strampeleinheiten lässt sich so abarbeiten, was im Haus in sehr viel umfangreicherem Maßstab und technisch ausgefeilt erledigt wird. Diesen Part erläutert Gerd Linke in seinen stündlichen Führungen. Die Besonderheit, dass er alte Technik vorstellt, die im heutigen Mülleralltag noch ihren Platz hat, gilt auch für die Voggenbergmühle in Alfdorf. Dort wird der Mühlentag um 11 Uhr eröffnet.

Freundliches Nachladen für die Produktion per Bike: In der Rümelinsmühle lässt sich auch radelnd Mehl mahlen. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Freundliches Nachladen für die Produktion per Bike: In der Rümelinsmühle lässt sich auch radelnd Mehl mahlen. Archivfoto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT/ALFDORF. Die Dritte im Bunde der noch produzierenden Häuser ist die Seemühle in Unterweissach, 1245 erstmalig urkundlich erwähnt und ebenfalls am Pfingstmontag mit von der Partie. Dort erfahren die Besucher auch, wie genau der Müllerberuf und die Ausbildung heute aussehen – bei Führungen, die ab 11 Uhr angeboten werden. Hinzu kommen die vielen weiteren, oft in kniffliger Arbeit restaurierten Mühlen, die am 10. Juni von 11 bis 17 Uhr zum Besuch einladen. Es sind stolze 14 Häuser, unter ihnen Mahl-, Säge- und Ölmühlen, die meisten am Mühlenwanderweg gelegen.

Wie Dieterich Frey vom Historischen Verein Welzheim berichtet, ist der um zwei Routen und Technikveteranen erweitert worden: Rundweg vier führt nun auch zur Ölmühle in Rudersberg-Michelau und Rundweg fünf zur Glattenzainbachmühle in Murrhardt-Kirchenkirnberg. „Wir wollten die beiden einfach auch durch den Wanderweg erschließen“, sagt Frey. Insofern steht ebenso eine Erneuerung der Hinweis- und Erläuterungstafeln an den Mühlen auf dem Programm, was nach und nach erledigt werden soll. „Das ist vor allem für die Besucher wichtig, die übers Jahr dort vorbeischauen und dann in der Umgebung etwas suchen, wo sie einkehren können. Oft wird der Weg mit einer Radtour verbunden“, sagt Dietrich Frey. Von der Idee, das auch am Pfingstmontag zu versuchen, rät er allerdings ab. Die Standorte seien zu überlaufen und ein Durchkommen teils einfach zu schwer. Bleibt eine Runde auf dem Getreidefahrrad an der Rümelinsmühle als Möglichkeit. Dass der Besucherstrom zum Deutschen Mühlentag im Schwäbischen Wald ungebrochen ist, man bei der Veranstaltung fast von einem Selbstläufer sprechen kann, erklärt sich Dietrich Frey durch den besonderen Mix. „An diesem Tag öffnen sich die Türen und drehen sich die Mühlräder. Die Menschen können die Häuser inspizieren, was sonst so ja nicht möglich ist“, sagt er.

Nach seiner Wahrnehmung sind vor allem auch Familien gerne beim Mühlentag unterwegs. Anders als bei einem reinen Museum haben die Kinder Gelegenheit, sich auch auf dem Gelände umzutun und die eine oder andere Mitmachaktion abzugreifen; auch der Faktor Wasserspiel(e) dürfte nicht zu unterschätzen sein. Für Eltern und Erwachsene halten die Standorte zudem den Charme eines gemütlichen Plauschs mit Freunden und Bekannten bereit.

Logischerweise kommen auch die Technikbegeisterten auf ihre Kosten. Führungen finden in der Meuschen-, Menzles-, Brandhöfer-, Hag-, Michelauer-, Rümelins- und Glattenzainbachmühle statt. In der Voggenbergmühle, Rümelinsmühle und Seemühle wird im Rahmen der gläsernen Produktion die Herstellung vom Korn zum Mehl erläutert, in der Hummelgautsche und Brandhöfer Mühle das Sägen von Brettern aus einem Baumstamm vorgeführt. Danach sollte es keine Frage mehr sein, was es heißt, wenn Mehl der Type 450 oder 1050 auf dem Rezept steht, und wie vielseitig und gekonnt Wasser früher als Energiequelle genutzt wurde.

Info
Gottesdienst im Grünen, Bewirtung und ein Mühlenspaziergang bei Kirchenkirnberg

Alfdorfs Bürgermeister Michael Segan und Waldfee Leonie Treml eröffnen den Mühlentag um 11 Uhr an der Voggenbergmühle.

Bereits um 10 Uhr wird an der Voggenbergmühle, Hagmühle, Hundsberger und Kirchenkirnberger Mühle zu einem Gottesdienst im Grünen eingeladen.

Die Murrhardter Rümelinsmühle einst Klostermühle, ist im Jahre 1799 erbaut. Sie öffnet um 11 Uhr ihre Türen. Gerd Linke nimmt die Gäste auf stündlichen Führungen durchs Haus mit, das Mühlenlädle hat geöffnet, und es gibt ofenfrischen Salzkuchen. Je nach Wetterlage werden vor und auch hinter dem Haus Tische und Bänke zum Verweilen aufgestellt. Parken kann man nicht unmittelbar an der Mühle, aber in der Nähe, wie beispielsweise im Parkhaus Graben oder auf dem Stadthallenparkplatz.

Durch die Glattenzainbachmühle in Kirchenkirnberg führt Ruth Bohn von 11 bis 13.30 Uhr, um 14 Uhr bietet die Naturparkführerin einen Mühlenspaziergang an. Treffpunkt ist am Parkplatz bei der Gemeindehalle, wo man auch parken kann (an der Mühle besteht keine Möglichkeit). Die Tour dauert rund zweieinhalb Stunden und kostet acht Euro für Erwachsene, Kinder zahlen die Hälfte. Anmeldung unter Telefon 07184/2198.

An allen 14 teilnehmenden Mühlen wird bewirtet. Weitere Infos finden sich auf den Homepages www.schwaebischerwald.com, www.muehlenwanderweg.com sowie www.dgmbw.de.

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Erstellt:
5. Juni 2019, 06:00 Uhr

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