Cannstatter Volksfest
Wasen-Schwarzmarkt: welche Preise für Plätze im Zelt bezahlt werden
Der Cannstatter Wasen geht in sein finales Wochenende. Was Kurzentschlossene beachten müssen, wenn sie noch in eines der Festzelte wollen.

© Ferdinando Iannone
Rein ins Zelt und rauf auf die Bank – aber vorher braucht man noch einen Eintrittsbändel.
Von Eberhard Wein
Jahrelang ist es ein Ärgernis gewesen: Wie bei großen Konzerten und wichtigen Bundesligaspielen blühte auch für das Volksfest auf dem Cannstatter Wasen der Schwarzmarkt. Wer sich kurz entschlossen noch einen Tisch an den besonders gefragten Abenden in einem der Festzelte sichern wollte, musste teils horrende Preise für die Einlassbändel bezahlen. Selbst bei Einzelpersonen wurde mitunter hingelangt. Doch das scheint vorbei zu sein, wie ein Blick in die einschlägigen Portale im Internet zeigt.
So listen die privaten Anbieter dort sehr genau auf, was sie selbst bezahlt haben und vom potenziellen Käufer nun verlangen. So verkauft jemand auf „kleinanzeigen.de“ zwei Karten für den gefragten Freitagabend im Festzelt „Klauss & Klauss“ für 71 Euro. Darin seien Wertmarken für 65 Euro enthalten, „der Rest ist der Abendzuschlag des Veranstalters“.
Pokern kann sich lohnen
Wer bis zuletzt pokert, kann sogar ein ausgesprochenes Schnäppchen machen. Wegen Krankheit falle der geplante Wasenbesuch leider kurzfristig ins Wasser. Deshalb habe er nun einen Tisch für zehn Personen noch am selben Abend anzubieten, schreibt ein User. Für das ganze Paket inklusive zehn Getränken und zehn Essen fordert er 100 Euro. Der Preis der Wertmarken dürfte deutlich darüber liegen.
„Nach meinem Gefühl ist es nicht mehr so ein großes Thema wie früher“, sagte der Volksfestwirt Karl Maier („Göckelesmaier“) gegenüber unserer Zeitung. So wurden in der Vergangenheit schon Wochen vor dem Wasen für die bereits ausverkauften Abende an den Wochenenden von Schwarzhändlern teils horrende Preise aufgerufen. Der Gipfelpunkt war ein Zehnertisch für 700 statt 383 Euro. „Das ist unmoralisch, das ist doch das Letzte“, zitierte die Bild-Zeitung 2014 den Wirt Dieter Klauss.
„Schwer zu kontrollieren“
Mit ihren Reservierungsbüros versuchten die Wasenwirte in den vergangenen Jahren verstärkt Wucherangebote im Internet im Blick zu haben und gegebenenfalls dagegen vorzugehen. „Wenn wir das mitkriegen, versuchen wir einzuschreiten“, sagte Karl Maier. Allerdings sei es letztlich schwierig. „Den Schwarzmarkt kann man nie ganz regeln“, meinte auch Marcel Benz. „Was die Leute vor der Tür machen, ist kaum zu kontrollieren.“
Während aktive Anbieter in der Regel nur einfach ihre Kosten wieder hereinbekommen wollen, scheinen auf der anderen Seite manche Kunden durchaus bereit zu sein, auch überhöhte Preise zu bezahlen. So haben drei junge Frauen, die noch Karten für ein bestimmtes Zelt am Samstagabend suchen, 1111 Euro als Preis angeboten. Wie ernst die drei Damen das meinten und wie viel sie tatsächlich bezahlt haben – die Anzeige ist inzwischen verschwunden –, ist unklar. Auf eine Nachfrage unserer Zeitung reagierten sie nicht.
Kurzentschlossene können aber auch zu normalen Preisen direkt bei den Buchungsbüros der Festwirte Erfolg haben. Vor allem, wer bereit ist, auf die Nachmittage oder den Sonntag auszuweichen, hat in allen Zelten noch Chancen auf einen Tisch.