Zugewandt, schlagfertig, schwer motiviert

Die 25-jährige Kim-Laura Rützler aus Oppenweiler ist die achte Schwäbische Waldfee. Bei der Wahl, zu der gestern zwölf Kandidatinnen angetreten sind, liefert sie sich mit Michelle Fuchs aus Kaisersbach ein Kopf-an-Kopf-Rennen, gewinnt aber mit einer Stimme mehr.

Geballte Ladung Waldfeen-Power (von links): Jessica Wurster (Murrhardt), Sonja Bischoff (Murrhardt), Sara Zaiss (Berglen), die frischgewählte Kim-Laura Rützler (Oppenweiler), Leonie Treml (Murrhardt), Pia Pfitzenmaier (Oppenweiler) und Mariel Knödler (Alfdorf). Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Geballte Ladung Waldfeen-Power (von links): Jessica Wurster (Murrhardt), Sonja Bischoff (Murrhardt), Sara Zaiss (Berglen), die frischgewählte Kim-Laura Rützler (Oppenweiler), Leonie Treml (Murrhardt), Pia Pfitzenmaier (Oppenweiler) und Mariel Knödler (Alfdorf). Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Kulisse eines Waldidylls mit Fluss und Impressionen der Feenspuren-Wanderwege bilden das Hintergrundbild und stimmen die Runde auf die Wahl der neuen Schwäbischen Waldfee ein. Diesmal sind es zwölf Kandidatinnen, die sich um das Amt der sympathischen Botschafterin bewerben. Sie kommen aus Alfdorf, Berglen, Kaisersbach, Mainhardt, Murrhardt, Oberrot, Oppenweiler und Weissach im Tal, Auenwald und Rudersberg gehen sogar mit jeweils zwei jungen Frauen an den Start. Ebenso die Vorgängerinnen bis auf Jessica Bullinger und die amtierende Waldfee Leonie Treml sind gekommen, dürfen sie doch ebenso mit insgesamt einer Stimme ihre Wunschnachfolgerin wählen. Genauso abstimmen werden die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Mitgliedskommunen des Tourismusvereins Schwäbischer Wald sowie Landrat Richard Sigel als Vereinsvorsitzender. Mittlerweile sind es 19 Mitglieder, ganz frisch aufgenommen als Gemeinde ist Allmersbach im Tal.

Bevor Leonie Treml sich ans Werk macht und den Kandidatinnen über sechs festgelegte Fragen eine Art Vorstellungsteppich ausrollt, erinnert Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner nochmals daran, dass sie engagiert zwei Mal in die Verlängerung gegangen ist, weil Corona den Wahlen immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Nun aber solle ähnlich wie bei der Papstwahl weißer Rauch aufsteigen, so Mößner, um eine neue Waldfee küren zu können. Mit bereits drei Murrhardterinnen, die zu dem erlauchten Kreis gehören, ist Murrhardt für ihn so etwas wie die heimliche Hauptstadt der Waldfee. Nichtsdestotrotz macht er allen Kandidatinnen Mut. Und Richard Sigel und Barbara Schunter, Geschäftsführerin des Tourismusvereins Schwäbischer Wald, betonen, dass sie sich sehr über die Teilnahme so vieler Kandidatinnen freuen und auch das Dabeisein zählt.

Dann beginnt der sportliche Bewerbungslauf, bei dem sich die zwölf jungen Frauen nach und nach präsentieren. Die Fragen genauso wie Leonie Treml lassen den Kandidatinnen Spielraum und geben ihnen die Chance, individuelle Akzente zu setzen. Klar, der Feenstaub wird nicht selten den Kindern zuteil, wenn auch manche Kandidatinnen alle Generationen oder explizit die Älteren mitbedacht haben wollen. Ansonsten geht es um die Motivation, sich zu bewerben, die Frage nach den Besonderheiten des Schwäbischen Waldes, aber auch den Klimawandel als aktuelles, drängendes Thema. Wie lassen sich Kinder und Jugendliche für dieses Thema, ein Umdenken und den Erhalt der Natur begeistern? Nicht selten taucht die Müllvermeidung als Facette auf, aber es klingt durchaus an, dass das Thema bei den jungen Frauen präsent ist. „Stell dir vor, du bist auf einer Veranstaltung und niemand nimmt die Schwäbische Waldfee wahr. Wie reagierst du?“, ist Leonie Tremls Abschlussfrage. Sie stammt, wie sie gleich zu Anfang zugibt, von ihr selbst und verlockt so manche zu einer spontanen, augenzwinkernden Antwort.

Zwei Frauen stechen, wie auch später der erste Wahlgang zeigt, aus dem Bewerberinnenfeld heraus. Da ist Michelle Fuchs aus Kaisersbach, die schon länger überlegt hat, sich als Waldfee zu bewerben. Glaubwürdig beschreibt sie den Schwäbischen Wald als Flecken Erde, der eine besondere Vielfalt bietet, ob jemand nun wandern, radfahren oder die Seele baumeln lassen will. „Wer hier nix für sich findet, dem kann ich auch nicht helfen“, sagt die 22-Jährige, die Betriebswirtschaft und Food Management studiert. Ihren Feenstaub will sie nach der langen Corona-Durststrecke und dem Eingesperrt-Sein dazu nutzen, um Begegnungen wieder Raum zu geben. In Sachen Klimawandel schlägt sie vor, das Modell Lehrpfad zu nutzen, um das Thema für Familien und Kinder begreifbarer zu machen. Und wenn sie denn nicht erkannt werden sollte, würde sie einfach auf „Attacke gehen“.

Kim-Laura Rützler hat ihr Studium – Betriebswirtschaft kombiniert mit Kultur-, Freizeit- und Sportmanagement – schon abgeschlossen und ist nun vom Hohenlohischen ins heimatliche Oppenweiler zurückkehrt, wie sie später erklärt. Die 25-Jährige setzt vor allem darauf, über Erlebnisse im Schwäbischen Wald Erinnerungen zu schaffen, die die Besucherinnen und Besucher gerne wiederkommen lassen. Ihren Feenstaub verteilt sie als Portion Glück an alle, was sich aber auch nicht negativ in puncto Ersteindruck und gute Erinnerung an den Schwäbischen Wald auswirken dürfte. „Der Klimawandel ist ein ernstes Thema“, sagt sie. Jeder müsse da bei sich selbst anfangen, beispielsweise indem man seinen Müll wieder mitnimmt. „Aber es geht auch um eine Wertschätzung der Natur. Wir brauchen sie“, sagt Kim-Laura Rützler. Dieses Bewusstsein sei Voraussetzung dafür, dass auch die 25. Waldfee noch hier stehen und von Natur und Forst erzählen könne. Dass sie im Falle, nicht als Waldfee ausgemacht zu werden, einfach auf die Leute zugehen würde, um ein Schwätzchen zu halten, nimmt man ihr auf jeden Fall ab. Das A und O bleibt für sie, „Erlebnisse zu schaffen, dann kommen die Menschen auch wieder“.

Nach dem Urnengang der Jurymitglieder und der anschließenden Auszählung stellt Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger fest, sich unfassbar schwer getan zu haben. „Alle Kandidatinnen haben so viel Herzblut mitgebracht und Begeisterungsfähigkeit ausgestrahlt“, sagt er. Als alle jungen Frauen mit einem Blumenstrauß bedacht sind, rückt er damit heraus, dass ein zweiter Wahlgang nötig ist. Kim-Laura Rützler und Michell Fuchs liegen klar vorne, und es gilt nun, zu entscheiden, wer von beiden das Rennen macht. Als letzte Frage, die die Waldfeenrunde ausheckt, soll jede sagen, warum gerade sie die Richtige fürs Amt ist. „Ich bring wirklich viel Herzblut mit“, sagt Michelle Fuchs, und dass sie sich wünsche, auch ihre Heimatgemeinde zu vertreten. Ob das knappe Statement von Kim-Laura Rützler den Ausschlag gibt, mag dahin gestellt sein. Geschadet hat es ihr sicher nicht: „Ich hab wahnsinnig Bock, und ich finde, Grün steht mir einfach gut“, sagt sie und dreht sich lächelnd mit ihrem grünen Blazer zur Jury.

Der zweite Wahlgang zeigt die Ebenbürtigkeit der beiden Bewerberinnen. „Es ging um nur eine Stimme Unterschied“, so Christoph Jäger. Aber die eine Stimme mehr macht Kim-Laura Rützler zur neuen Schwäbischen Waldfee. Sie kann sich beim anschließenden Fotoshooting schon mal warmlächeln und freut sich sehr. Schon länger hat sie das Wirken der Waldfeen beobachtet und mit der Bewerbung geliebäugelt. Als Mitarbeiterin einer Waldremser Medienfirma kümmert sie sich um den Bereich Sponsoring, ist sozusagen auch beruflich in der Region angekommen. Und was das neue Ehrenamt anbelangt, hat sie die volle Unterstützung ihrer Freunde und Familie, sagt sie.

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Erstellt:
23. April 2022, 06:00 Uhr

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